Gemeinsam haben wir viel erreicht - Ein Rückblick

30.12.2017

Liebe Freundinnen und Freunde der Flüchtlingsarbeit in Holzwickede!

 

Dankbar schauen wir auf das zu Ende gehende Jahr 2017 zurück. Vieles konnte mit und für die in Holzwickede Neuzugewanderten erreicht werden. Auch wenn die Zahl derer, die regelmäßig aktiv sind, eher kleiner als größer geworden ist, so können wir doch auf einige Dinge zurückschauen, die wir in Angriff nehmen und umsetzen konnten.

 

Der nachfolgende Rückblick beansprucht auf keinen Fall Vollständigkeit. Manches geschieht im Verborgenen, manches ist uns im Moment des Schreibens nicht präsent. Doch allen, die auf irgendeine Weise sich in die Flüchtlingsarbeit eingebracht haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt und Anerkennung gezollt.

 

Anfang des Jahres war es für uns eine große Herausforderung für E.M. ein Kirchenasyl einzurichten. Er war unter Anwendung von Gewalt in Kroatien gezwungen worden, Fingerabdrücke abzugeben. Gemäß dem Dublin III-Abkommen hätte er nach Kroatien zurück gemusst, um dort seinen Asylantrag zu stellen. Da er durch seine Inhaftierung und Folter im Iran schwer traumatisiert ist, war es für ihn unvorstellbar, in ein Land zu gehen, dass ihm schon bei seiner Durchreise erneut Gewalt angetan hatte. Nachdem alle rechtlichen Dinge und seine gesundheitlich/psychische Situation abgeklärt waren, hat ihm die St. Stephanus Gemeinde/Opherdicke Kirchenasyl gewährt und die Liebfrauengemeinde ihm einen Wohnraum im Alois-Gemmeke-Haus gegeben. Im März zu seinem Geburtstag konnten wir ihm die Nachricht überbringen, dass er seinen Asylantrag in Deutschland stellen könne. Kurz darauf bekam er nach seiner Anhörung die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt. Ohne die Unterstützung der beiden katholischen Kirchengemeinden wäre dies nicht möglich gewesen. DANKE!

 

Für einen anderen jungen syrischen Flüchtling reichte leider die Zeit nicht, um seine Abschiebung nach Bulgarien durch ein Kirchenasyl zu verhindern. Das bedrückt uns sehr.

 

Viele Flüchtlinge haben ihr Asylverfahren nun abgeschlossen. Leider wurde eine Reihe von ihnen abgelehnt, darunter Menschen aus Afghanistan, Irak und Iran. Sie müssen über den Klageweg versuchen, deutlich zu machen, dass sie in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten müssen. Das kostet viel Geld und zermürbt. Ohne die Unterstützung durch die Caritas wären wir nicht in der Lage, ihnen rechtlich Orientierung und Zugang zu erfahrenen Rechtsanwälten zu vermitteln.

 

Die Einrichtung fester Sprechstunden der Caritas durch Frau Adolf ist als ein großer Gewinn für die Flüchtlinge, aber auch für uns Ehrenamtliche zu werten. An zwei halben Tagen ist sie Anlaufstelle für die Flüchtlinge und hilft auch uns, sachgerechte Unterstützung in rechtlichen und behördlichen Angelegenheiten zu geben. Für ihre offene und engagierte Zusammenarbeit sagen wir ihr an dieser Stelle ganz besonders DANKE!

 

Mit der Anerkennung als Flüchtling beginnt die Wohnungssuche. Nach zwei Jahren in einer Massenunterkunft ist der Wunsch nach einer eigenen Wohnung mehr als verständlich. Aber seit Anfang 2017 gibt es für alle anerkannten Flüchtlinge eine Wohnsitzauflage, d.h. sie müssen 3 Jahre in dem ihnen zugewiesenen Wohnort (Holzwickede) wohnen bleiben. Die Wohnungssuche ist oftmals deprimierend. Wir sehen zum einen, dass bezahlbare Wohnungsangebote knapp sind, aber leider erfahren wir bei der Suche auch direkte Ablehnung. Umso mehr sind wir den Vermietern und Vermieterinnen dankbar, die Flüchtlingen ihre Wohnung vermietet haben und zum Teil sie sogar persönlich betreuen. Das ist echte Integrationsarbeit jenseits von politischen Lippenbekenntnissen. DANKE!

 

In diesen Bereich gehören auch die Sprach- und Lernangebote. Benno und Günter geben nun schon seit 3 Jahren mit großer Ausdauer Sprachunterricht. Daneben gibt es Mathe-, Deutsch- und Allgemeinunterricht durch Einzelpersonen, die als Lernpaten, die Bemühungen der Flüchtlinge beim Übergang in Beruf und Ausbildung unterstützen. Für das neue Jahr wäre es schön, wenn sich noch weitere Holzwickeder bereit erklärten, sich 1-2 Stunden in der Woche als Lernpaten oder Lernpatinnen einzubringen.  

Diejenigen, die eine der wenigen Wohnungen beziehen können, werden bei der Renovierung, Ausstattung und beim Umzug vom Umzugs- und Ausstattungsteam um Bernd, Jörg und Maria unterstützt. Immer wieder gibt es Engpässe beim Transport von Möbeln. Eine große Hilfe wäre es, wenn wir mehrere Personen für Transporte zur Verfügung hätten, die mit einem Anhänger oder größeren Wagen anzufragen wären. Das Umzugsteam leistet einen beachtlichen Beitrag, dass Neuzugewanderte bei uns ein wenig Heimat finden. DANKE!

 

Da inzwischen sowohl Flüchtlinge in den Unterkünften aber auch in Wohnungen leben, gibt es neben der Betreuung durch die Hauspaten in der Mühlenstr., Massener Str. und Bahnhofstr. eine regelmäßige Sprechstunde im Büro in der Bahnhofsstraße. Sie ist Anlaufstelle für alle Flüchtlinge und in gewisser Weise auch ein kleiner Treffpunkt. Hier unterstützen uns auch die Flüchtlinge, in dem sie uns und ihren „Kollegen“ Rat geben und beim Übersetzen helfen.

 

Unermüdlich setzt sich weiterhin Ursula als besondere „Familienpatin“ für die vielen Probleme der Familien ein. Ihr Tun ersetzt wahrlich das einer Sozialarbeiterin. Sie steht den Geflüchteten u.a. in Krankheit und schulischen Fragen bei, vermittelt Kindergartenplätze und ist immer zur Stelle, wenn Sorgen die Familien bedrücken. DANKE!

 

Belastend ist die Tatsache, dass noch etliche Männern auf ihre Familien warten müssen. Umso erfreulicher ist, dass die eine oder andere Familienzusammenführung in diesem Jahr gelungen ist. Andere warten weiterhin voller Sorge auf die Erlaubnis, eine Familienzusammenführung beantragen zu können, um die Visumsanträge zu stellen. Die Trennung von der Familie oder dem Ehepartner ist schmerzlich und erfüllt mit großer Sorge. Über 2 Jahre haben nun die Kinder ihren Papa nicht mehr gesehen … Zwei Familienväter hielten das Warten nicht mehr aus. U.a. mit Unterstützung durch die Caritas konnten wir helfen, den Rückflug nach Syrien zu realisieren. Nach unseren Erkenntnissen halten sie sich bis jetzt ohne Verfolgung durch Polizei oder Geheimdienst bei ihren Familien auf. Da sie auf Grund ihres Alters nicht mehr zum Militärdienst müssen, hat die Regierung wohl kein Interesse an ihnen. Das ist aber keine Option für die jungen Männer, die vor dem Wehrdienst im Bürgerkrieg oder aus Gründen der politischen Verfolgung nach Deutschland gekommen sind.

 

Eine große Herausforderung ist es, die Neuzugewanderten beruflich zu beraten. Soll man einen Job aufnehmen, z.B. über eine Zeitarbeitsfirma, oder gibt es Ausbildungs- und Praktikumsplätze für eine solide berufliche Perspektive? Da gibt es viel Beratungs- und Gesprächsbedarf. Wir sind froh, dass es uns auch in diesem Jahr gelungen ist, einige in feste Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. Den aufnehmenden Firmen gilt unser besonderer DANK!

 

Um möglichst gut beratend tätig sein zu können, haben einige von uns an Fachtagungen, an den Sprechstunden des Jobcenters und der Ausländerbehörde teilgenommen. Die Kontaktpflege zum Kommunalen Zentrum (KI) für den Kreis Unna wurde intensiviert, so dass wir mit der Unterstützung des KIs hoffen, gemeinsam mit der Kommune ein Integrationskonzept entwickeln zu können.

Eine kleine lukullische „Integration“ ist beim diesjährigen Gemeindefest der Liebfrauengemeinde gelungen. Dort konnte einige Flüchtlinge mit Süßspeisen und herzhaftem Essen ihr Können unter Beweis stellen und damit zur Begegnung einladen.

Zur Begegnung lädt nun schon seit Beginn 2015 das „Café der Begegnung“ am 1. Montag im Monat ein. In den Räumen des Alois-Gemmeke-Hauses kann gemeinsam Kaffee getrunken werden und gleichzeitig werden die Kinder beim Spielen betreut.

Seit 2017 verfügen wir über eine Homepage. Die Fahrradwerkstatt besteht noch, hat aber Schwierigkeiten, wenn der derzeitige Mitarbeiter zurückkehren muss. Da wird dringend nach einer neuen Kraft gesucht, die 2-3 Stunden in der Woche in der Fahrradwerkstatt kleine Fahrradreparaturen vornehmen kann.

Wie schon eingangs geschrieben, die Liste ließe sich noch weiter ergänzen. Allen, die sich auf irgendeine Weise in die Flüchtlingsarbeit in Holzwickede einbringen, sagen wir einen herzlichen DANK!

 

Wir hoffen, dass euer Tun nicht nur Arbeit darstellt, sondern euch auch Freude bringt. Ohne Freude an der Arbeit und ohne euer Mitwirken würden wir, Friedhelm und Roswitha, die vielfältigen Aufgaben nicht meistern können.

 

Gemeinsam sind wir stark und wünschen allen ein gutes, friedvolles Jahr 2018

 

Friedhelm Nusch und Roswitha Göbel-Wiemers